Fußballlegende Waldi Hartmann im Gespräch mit Landtagskandidat Conrad Clemens über die EM, die Oberlausitz und die Eigentore der Berliner Ampelkoalition
Conrad Clemens: Die EM ist in vollem Gange. Das Land schaut auf den Fußball. Wir auch, Waldi. Wie schätzt du bisher die Leistung unserer Mannschaft ein?
Waldemar Hartmann: Sie hat die deutschen Tugenden wiederentdeckt. Das hat man besonders beim Spiel gegen Dänemark gesehen. Nach all dem Pessimismus vor dem Turnier, kann man jetzt schon sagen, dass Nagelsmann und Völler eine Nationalmannschaft gebaut haben, auf die man wieder stolz sein kann.
Welche Mannschaft hat dich bisher am meisten beeindruckt?
Leider Spanien. Spanien hat bisher die beste Mischung aus Einzelkönnern und Mannschaftsspielern. Erfahrene und Junge – selbst einen 16jährigen. Ein Favorit, der geliefert hat.
Stimmt, das wird ein schweres Viertelfinale. Waldi, du bist auch ein sehr politischer Mensch. Die Fußballstimmung lässt uns nicht vergessen, dass wir in einer herausfordernden Zeit leben: Viele Menschen verspüren mehr Unsicherheit – von gestiegenen Preisen bis zum bevormundenden Heizungsgesetz der Ampel-Regierung. Zudem kam es in den vergangenen Monaten mehrfach zu Gewalttaten von Migranten.
Das Thema Migration treibt viele um, auch mich. Was ist dein Standpunkt, wie sollte Politik handeln?
Wer nach Deutschland gekommen ist, um hier Schutz oder eine bessere Zukunft zu suchen, und unser Vertrauen dann durch Gewalt und andere Regelverstöße missbraucht, muss konsequent bestraft werden und gehen. Gewalttäter gehören abgeschoben, und das gilt auch für Menschen, die statt Integration die Aushöhlung ihres Gastgeberlandes betreiben. Jene Hinzugekommene, die wirkliche Hilfe benötigen und sich in die Gesellschaft einbringen wollen, dürfen nicht unter diesem Verhalten leiden. Deswegen: klare Regeln und strikte Durchsetzung. Die Bezahlkarte und die Arbeitspflicht sind gute Schritte. Auch die Grenzkontrollen müssen noch stärker ausgebaut werden, damit illegale Schlepper keine Chance mehr haben. Deswegen hat Michael Kretschmer vorgeschlagen, eine Sächsische Grenzpolizei aufzubauen, die sich gezielt darum kümmert, die sächsischen Grenzen zu sichern. Das unterstütze ich in jeder Hinsicht!
Du trittst am 1. September auch bei der Landtagswahl in der Oberlausitz für die CDU an. Was macht für dich diese Region aus?
Vieles! Ihre malerische Landschaft, ihre lange Geschichte und gelebte Tradition, die Umgebindehäuser und vor allem die besonderen Menschen machen unsere Heimat aus. Hier leben beherzte, aufrichtige und bodenständige Macher mit vielen Talenten, die lieber anpacken statt lange zu reden. Sie kümmern sich um ihre Region, und sie haben klare Erwartungen an die Politik, die sie unüberhörbar kommunizieren – echte Granitschädel eben. Die vielen Dorffeste, lebendigen Sportvereine, freiwilligen Feuerwehren, Faschingsfeiern, Traditionen wie der Eibauer Bierzug und vieles mehr sind alles andere als selbstverständlich und werden durch viele Menschen mit großem Herzblut ehrenamtlich organisiert.
Was möchtest du für die Oberlausitz erreichen?
Dazu habe ich viele Ideen – hier einige konkrete Punkte: Die Oberlausitz muss verkehrstechnisch besser angebunden werden. Deshalb möchte ich zum Beispiel dafür sorgen, dass die traditionsreiche Bahnstrecke Löbau-Ebersbach für den Personenverkehr wieder aktiviert wird und man so einfach von Löbau nach Rumburk oder von Ebersbach mit einem Umstieg in Löbau nach Görlitz fahren kann. Die Strecke ist funktionsfähig, das hat der Schienenersatzverkehr 2023 gezeigt. Es ist also eine Frage des Geldes, und für dieses werde ich in Dresden kämpfen. Allgemein gilt: Wir müssen unsere Tore für Sachsen und die Oberlausitz selber schießen – denn wir können nicht darauf warten, dass es andere wie die Bundesregierung tun. Die Ampel in Berlin scheint vor allem Eigentore zu trainieren.
Ich setze mich dafür ein, dass der Besuch des letzten Kita-Jahres kostenlos wird und noch stärker auf die Schule vorbereitet. Kinder sichern die Zukunft und brauchen bestmögliche Startchancen! Deswegen müssen Familien gerade in diesen Zeiten entlastet werden und der Beitrag für das letzte Kita-Jahr soll durch das Land übernommen werden.
Mir ist wichtig, dass wir den Lehrermangel hier in den Griff bekommen. Deshalb müssen wir unsere Lehrer hier selber ausbilden, mit dem Lehramtsstudium in Görlitz und der Referendar-Ausbildung in Löbau.
Was hast du bereits, ohne Landtagsabgeordneter zu sein für die Region, geschafft?
Seit 2019 konnte ich als Staatssekretär in der Sächsischen Staatskanzlei für unsere Heimat wirken, was sich durch meine Landtagskandidatur weiter verstärkt: Wegen eines offenen Briefs an den Verkehrsminister gemeinsam mit den Bürgermeistern von Löbau und Ebersbach-Neugersdorf wird die Aktivierung der Bahnstrecke Löbau-Ebersbach bald erneut geprüft. Auch wird die Schule in Niedercunnersdorf saniert, wofür ich mich beim Kultusminister stark gemacht habe. Im Februar habe ich hier vor Ort ein Bürgerbüro eröffnet, wo ich jeden Samstag eine Sprechstunde anbiete und einfach zuhöre: Wo drückt der Schuh? Was sollte sich ändern? Jeder kann einfach kommen, einen Kaffee gibt es auch. Mit meinem Team konnten wir seither Bürgerinnen, Bürger und Vereine bei verschiedenen Anliegen unterstützen.
Du selbst bist zwar nicht in der Oberlausitz geboren, aber bist trotzdem Oberlausitzer. Warum?
Ich wurde in den letzten Jahren der DDR in einer kleinen Stadt im heutigen Sachsen-Anhalt geboren. Meine Eltern sind Pfarrer und ich erfülle auch einige Klischees eines Pfarrerkindes (lacht).
In den neunziger Jahren haben wir als Familie aufgrund des Berufs meiner Eltern einige Jahre im südamerikanischen Surinam gelebt. Meine Familie ist in Herrnhut seit Generationen tief verwurzelt, also ohne berufsbedingten Ortswechsel wäre ich auch in Herrnhut geboren. In meiner Jugend war ich viel hier bei meinen Großeltern. Seit einiger Zeit wohne ich in Herrnhut und habe ein kleines Haus mit Garten. Die Oberlausitz ist meine Heimat.
Was ist dein beruflicher Hintergrund?
Ich habe an der Viadrina Universität in Frankfurt/Oder Betriebswirtschaft studiert, einen Bachelor- und einen Masterabschluss gemacht und war im Auslandsstudium in Maastricht und Vancouver. Im Studium und später bei meiner Arbeit für den großen Wirtschaftsprüfer PwC auch in der Praxis habe ich gelernt, was Umsatz, Gewinn, Fixkosten und Steuern ganz konkret bedeuten – auch für die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Womit verbringst du deine freie Zeit?
Ich bin frisch verheiratet mit meiner Frau Barbara, mit der ich meinen Humor teile. Sie gibt mir Kraft und Halt. In der Freizeit gehen wir beide ins Kino, reisen, wandern oder wir kochen gemeinsam. Wie du weißt, Waldi, bin ich auch gern mal im Fußballstadion. Deswegen auch zurück zum Fußball: Wer ist dein Favorit bei dieser WM?
Wie wird die deutsche Mannschaft abschneiden, gerade auch gegen Spanien?
Ich fürchte wir müssen uns von unserer Heim-EM verabschieden. Spanien ist kompletter und besser. Aber wir können in jedem Fall sehr zufrieden sein mit unseren Jungs. Das macht Spaß zuzuschauen.
Vielleicht gelingt uns ja doch ein Sieg. Wir drücken alle die Daumen. Auf unsere Nationalmannschaft ein Weizen!
Waldi und Conrad kennen sich schon viele Jahre.
Waldemar Hartmann ist langjähriger Fußballmoderator und Sportjournalist sowie aktuell Kommentator bei Nius. Kultstatus erlangte sein legendäres „Weizenbier-Interview“ mit dem damaligen Bundestrainer Rudi Völler. Er lebt in Leipzig.
Der Herrnhuter Conrad Clemens ist Sachsens Bevollmächtigter im Bundesrat und ab 16. Juli neuer Chef der Sächsischen Staatskanzlei und Minister. Er tritt in der Region um Löbau und Ebersbach-Neugersdorf als Direktkandidat zur Landtagswahl an.
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